Lars illustriert Netto-Testfilm BÄRENHUNGER

Animatic + Interview

 

Roaarrr! Die neueste Episode der erfolgreichen "Dann geh´ doch zu Netto"-Kampagne des Marken-Discounters NETTO spielt im Wald und startet auf dem angstverzerrten Gesicht eines jungen Mannes, der von einem ebenso offenbar unter Stress stehendem Kumpel aufgefordert wird: "Tu doch was!"

Der Grund erschließt sich durch die anschließende Totale: die beiden stecken fest zwischen zwei riesigen, aufrecht stehenden brüllenden Bären.

 

Glücklicherweise hat der eine der beiden eine Netto-Tüte mit diversen Produkten dabei, die er einem der Bären nacheinander zur erhofften Beruhigung anbietet.

Dies zeigt zunächst keinen Erfolg, bis er schließlich ein Honig-Glas aus der Tüte zieht.

Doch wer jetzt ein Happy End, oder zumindest ein Heroic End erwartet und schon mit dem Gähnen starten will wird angenehm überrascht - denn der "Hero" ist ein egoistisches Kameradenschwein.

 

Natürlich darf auch der markante "Dann geh´doch zu Netto!"-Dialog nicht fehlen...

 

Zeichner Lars illustrierte das Artwork für dieses Animatic unter Anleitung unseres Kunden Jung von Matt Saga, Hamburg

 

 

 

 

Das Animatic BÄRENHUNGER von Lars. Wenn Du es mit dem Werbespot vergleichen willst folge diesem Link:

  Animatic/TVC im Side by Side Vergleich

 

 

Der Mann mit dem Hut - Porträt eines Vollblutkünstlers

 

blog_portrait_lars_400

 

 

Lars, Zeichner des Bärenhunger-Animatics, ist seit Jahren im Line-Up der Funky Frame Crew und unseren Kunden vor allem als Colorist unserer diversen Teams (die mit den Schlangennamen;)) bekannt.

Immer öfter übernimmt er aber auch die komplette illustrative Umsetzung von Storyboards, Key Visuals und Animatics.

 

Aus diesem Anlass haben sich Rainer (Funky Frame) und Lars mal unterhalten und festgestellt, dass es zwar Gemeinsamkeiten mit Zeichnerkollegen gibt, Lars aber doch eine fast schon exotische Sonderstellung in der Branche hat.

 

 

FFF (Rainer): Hi Lars, schön Dass Du Dir die Zeit für uns nimmst. Die unvermeidliche erste Frage: wie bist Du denn ans Zeichnen gekommen?

 

Lars: Im Gegensatz zu den meisten Kollegen, die ich kenne, hab ich auf jeden Fall nicht mit Comics angefangen. Ich habe irgendwie immer gerne Sachen im Detail gezeichnet, z.B. Holzmaserungen...

 

FFF (Rainer, verwundert): Okay!?

 

Lars: Zeichnen war für mich immer ein Mittel die Welt zu verstehen. Und wenn ich was gezeichnet habe, und das sah so aus wie ich mir das vorgestellt habe, dann wusste ich: ich habe das verstanden. Oder ich musste mir die Sache nochmal angucken.

 

FFF (Rainer, nicht ganz ernst gemeint): Klingt als wenn wir Glück gehabt haben, dass es Dich nicht in den 3D-Bereich verschlagen hat. Da hättest Du ja als Texturenmaler reüssieren können.

 

Lars: Weiß nicht ob das so eine gute Idee gewesen wär. Texturen werden ja heutzutage eher generiert, die muss man ja nicht mehr zwangsläufig malen.

 

FFF (Rainer): Hm, stimmt nun auch wieder...

 

Lars: Es gab aber bei mir noch die zweite Schiene, nämlich Computerspiele, z.B. die Sachen von Blizzard. Da habe ich mich in Zeichnerforen, wie dem Digital Art Forum von Daniel Lieske rumgetrieben und die Arbeiten von Künstlern bewundert, von denen ich glaubte, dass ich niemals so gut werden könnte. Ich habe trotzdem selbst Fan-Art erstellt und gepostet, und irgendwann kam dann der Knackpunkt, wo ich merkte: "He, Du kriegst das ja auch hin!"

 

FFF (Rainer): Ich glaube zu der Zeit haben wir uns auch kennengelernt im Digital Art Forum. Du warst mir aufgefallen weil Du da ziemlich beeindruckende Speed Paintings gepostest hast. Vielleicht kannst Du mal erklären was das ist!

 

Lars: Ein Speed Painting ist im Grunde eine Farbskizze, bei der man mit wenigen, eher groben Pinselstrichen einen visuellen Gesamteindruck eines Motivs darstellt. Das geht eher in Richtung Impressionismus. Wobei man nicht, wie die alten Meister, draussen in der Natur sitzt, sondern vor seinem Rechner, weil man digital arbeitet.

 

FFF (Rainer): Das ich Dich als Künstler damals so kennengelernt habe, also quasi über Farben, hat ja dazu geführt, dass Du zunächst mal jahrelang als Colorist von uns eingesetzt, bzw. vermittelt wurdest, meist im Team Cobra, Team Copperhead oder Team Rattlesnake.

In letzter Zeit erleben wir Dich jedoch immer öfter auch als Zeichner, bzw. Du übernimmst immer öfter das komplette Storyboard oder Animatic.

 

Lars (lacht): Da hast Du dann aber die legendären Art-Battles im Digital Art Forum vom Daniel vergessen. Da musste ich mich ja auch schon als Zeichner beweisen. Und ich bin ja meist ziemlich weit gekommen!

 

FFF (Rainer): Stimmt, das war cool! Für den geneigten Leser: in einem Art-Battle haben die Teilnehmer zunächst mal eigene Charaktere entworfen, die dann ausgelost in K.O.-Runden gegeneinander antreten mussten. Man musste dann in einer einzelnen Illu oder einem Comic den "Hero" des Gegners "besiegen", in dem man ihn abschlachtet, oder auf witzige Weise demütigt. 

 

Lars: Genau, und dabei gab es keine geschmacklichen Grenzen, deswegen war das ziemlich lustig! Die Foristen haben dann abgestimmt wer die Runde gewonnen hat und so ging´s Runde für Runde weiter bis zum finalen Duell. Gewinnen konnte man nur mit der richtigen Kombination aus zeichnerischem Können und einer guten Idee. Wenn man nur in einer der beiden Kriterien punkten konnte kam man meist nicht weit.

 

FFF (Rainer, seufzt): Das waren noch Zeiten! Aber willst Du denn in Zukunft mehr zeichnen und weniger colorieren?

 

Lars: Hm, ich würde schon sagen, dass ich Farben liebe. Sie verleihen einem Bild eine Lebendigkeit und Schönheit, die eine reine Strichzeichnung nicht haben kann. Das heisst jetzt nicht, dass ich nicht auch gerne mehr zeichnen würde. Aber ich würde sicher nie darauf verzichten meine Pencils nicht selbst zu colorieren.

 

FFF (Rainer, lacht): Ist mir recht, uns gehen nämlich auch langsam die Schlangennamen aus (Anmerkung: für die Teams). Ich glaube als nächstes käme Team Cottonmouth an die Reihe.

Ich bin übrigens anderer Meinung was die Schönheit einer reinen Strichzeichnung angeht, die kann eine ganz eigene Magie haben. Ich finde zum Beispiel die s/w Pencils Version von Jim Lees Batman: Hush besser als die getuschte und colorierte Version.

 

Lars: Kenn ich jetzt nicht, kann sein. In der Farbe kann ich mich aber frei ausleben, da habe ich nicht so die Zwänge einer sachlichen Darstellung. Ich kann tatsächlich für mich selbst Line-Art und Farben nicht trennen, das ist, anders als bei den meisten Kollegen, bei meinem eigenen Werk eine untrennbar verbundene Einheit.

 

FFF (Rainer): Verstehe. Du nimmst aber in meiner Sicht auch aus einem anderen Grund eine Sonderstellung im Funky Frame Artist-Line-Up ein. Weil Du Dich über das Illustrieren hinaus auch anderweitig kreativ betätigst. Ich weiß, dass Du Dich für Tanz interessierst, Musikinstrumente lernst...ein richtiger Künstler-Exot (lacht). Was machst Du denn sonst so, wenn Du nicht mit Werbe-Aufträgen busy bist?

 

Lars: Alles Mögliche. Ich nutze immer gerne die Gelegenheit wenn ich mich an neuen, artfremden Sachen ausprobieren kann, die mich herausfordern. So hab ich vor kurzem Papierflieger gestaltet und bemalt. Und Du hast mich ja auch schon zum Live-Zeichnen vor Ort geschickt...

 

FFF (Rainer): Und das macht auch nicht jeder.

 

Lars: Genau. Sowas kommt, leider, viel zu selten...

 

FFF (Rainer, bedauernd): Zumindest über uns.

 

Lars: Kein Ding, ist ja auch schwierig. Wenn man einmal eine Marke hat, spezialisiert ist, kann man Kunden schwer glaubhaft machen, dass man auch andere Sachen kann. Man ist schon ein wenig festgelegt.

 

FFF (Rainer): Ja, das ist schwierig. Man will sein Portfolio auch nicht unbedingt verwässern. Das More im Shop-Logo Tattoos & More lässt ja für die Tattoos nichts Gutes erahnen.

 

Lars: Wobei ich mich eben für viele Details und Aspekte meiner Arbeit interessiere, mich teilweise begeistern kann. Ich meine es ist okay, dass es Illustratoren-Kollegen da draussen gibt, die zum Beispiel nur Pferde zeichnen wollen, aber das kann ich nicht nachvollziehen.

 

FFF (Rainer): Ich hab mal einen Kollegen getroffen, der wollte nur noch Aquarelle von Autos malen, wenn er in Rente ist.

 

Lars (lacht): Das wäre mir definitiv zu einseitig! Aber mir würde es auch immer reichen interessante Sachen nur zu sehen, zu beobachten - ich muss sie dann nicht unbedingt zeichnen. Vielleicht hab ich deshalb auch nicht den hohen Output im Privatbereich, der zur Sehnenscheidenentzündung führt.

 

FFF (Rainer, scherzhaft): Wenn man die privaten Instagram Feeds einiger Kollegen sieht könnte man sich genau das ganz gut vorstellen...

 

Lars: Andererseits kann ich mich bei Auftragsarbeiten schon reinsteigern, wenn es da eine Aufgabe gibt, bei der es nicht reicht "seinen Stiefel herunterzuzeichnen". Wie zum Beispiel bei medizinischen Zeichnungen, wenn man mit seinem Kunden tief in eine Materie eindringen muss - das macht mir Spass.

 

FFF (Rainer): Nun arbeiten wir aber im Bereich Layout-Illustration, und nicht in der Reinzeichnung, und da muss man ja von Hause aus schnell und effizient arbeiten. Siehst Du da einen Widerspruch zu Deiner Arbeitsweise?

 

Lars: Nicht unbedingt. Tatsächlich nehme ich jedes Projekt ernst, selbst wenn es um etwas vermeintlich Banales wie z.B. Echtholzparkett geht. Ich weiß nicht ob ich dadurch wirklich langsamer bin, denn die Gedanken zum Bildaufbau und den Elementen, die relevant für die Geschichte sind, muss ich mir ja vorher machen.

Damit ich nicht über´s Zeitbudget hinausschiesse versuche ich mir immer bewusst zu machen, dass Storyboards oder Key Visuals realistisch ausgearbeitete Farbskizzen sind, nicht mehr und nicht weniger. Die sollen einem Kunden oder eine MaFo-Gruppe helfen sich vorzustellen wie das in einem Film aussehen könnte.

 

FFF (Rainer): Wenn ich mir Dein oben vorgestelltes Animatic "Bärenhunger" (Kreation: Jung von Matt) anschaue scheint Dir das auch zu gelingen. In diesem Sinne wünsche ich Dir viele weitere, herausfordernde Projekte und danke Dir für das Gespräch.

 

Schau Dir hier das Portfolio von Lars an

 

 

Topics: On Air, Animatic, Featured Artist